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Nach uns die Sintflut

  • Autorenbild: Dr. Jutta Weber
    Dr. Jutta Weber
  • 3. Dez. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Dez. 2023

als Eltern, als erwachsene Personen, können wir nicht länger so leben, als gäbe es kein Morgen


Der Klimawandel ist uns allen bewusst. Gerade ist die Weltklimakonferenz in Dubai. Information und Berichterstattung ist in den unterschiedlichen Medien reichlich vorhanden und umspült uns täglich. Dennoch verhalten wir uns größtenteils nicht danach.

Was können wir in Zukunft guten Gewissens antworten, wenn unsere Kinder und Enkelkinder uns fragen, was wir gegen die fortschreitenden Klimaerwärmung getan haben? Warum wir nicht geschaut haben, dass für sie mehr übrig bleibt vom Schönen dieser Welt? Dass wir nichts davon wussten stimmt nicht, und dass wir als Einzelperson eh nichts ausrichten können, war noch nie ein tragfähiges Argument.


Die Klimaerwärmung stellt das zentrale Problem dar. Laut Weltklimarat beträgt die Erderwärmung 2023 1,1 Grad mehr als vor Beginn der industriellen Revolution. Das bedeutet, dass die Durchschnittstemperatur im gemessenen Jahr einen absoluten Wert hat, der um 1,1 Grad über dem vor 1770 liegt.

Wozu führt, bzw. führte, diese gar nicht so erheblich wirkende Erwärmung?

Die Fakten grob zusammengefasst:


Ganz weit unten: der Permafrost (Dauerfrostboden) schmilzt

Als Permafrost gilt ein von Eis durchsetzter Untergrund, dessen Temperatur mindestens 2 Jahre hintereinander unter null Grad Celsius war. Bei dem Untergrund kann es sich um Festgestein, Lockergestein oder Boden handeln. Permafrost macht ein Sechstel der Erdoberfläche aus. Er ist wasserundurchlässig und teilweise mehrere hundert Meter tief. Die obere Schicht des Permafrostes schmilzt im Sommer und gefriert im Winter erneut. Die sommerliche Schmelze nimmt deutlich zu. Schmilzt der Permafrost, kommt es zu mehreren Effekten:


- Treibhausgase, die in ihm gebunden sind, werden freigesetzt. Neben dem uns allen bekannten, die Erderwärmung befeuernden CO2 wird dabei durch eingefrorene Pflanzen und Tierreste vor allem Methan frei, welches um ein Vielfaches mehr die Erwärmung beschleunigt.

- Über dem tauenden Permafrost liegendes Wasser, z.B. Seen und Feuchtgebiete

versickert

- Das Absinken des Wassers führt dazu, dass Küsten wegstürzen und der instabile Boden zu Erdrutschen führt, Häuser und Straßen sind einsturzgefährdet (Alfred- Wegener Institut, Landeszentrale für politische Bildung).


Ganz weit oben: die Gletscher schmelzen

Durch die Erderwärmung schmelzen die Gletscher in Rekordgeschwindigkeit. Mehr als die Hälfte der deutschen Gletscheroberfläche ist bereits geschmolzen.

Der World Glacier Monitoring Service (Gletscherüberwachungsdienst) gibt an, dass der Gletscherverlust in den letzten 50 Jahren merklich anstieg. Die Eisdicke nimmt jährlich 2 bis 3- mal schneller ab als im 20. Jahrhundert.


Dem Erdboden gleich: Naturkatastrophen nehmen deutlich zu

Laut FAO Bericht vom Oktober 2023 (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) hat sich die Anzahl der weltweiten Wetterkatastrophen, wie Dürren, Überschwemmungen, Tsunamis von 100 pro Jahr 1970 auf 400 pro Jahr in den letzten 20 Jahren gesteigert. Dabei hat nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Intensität zugenommen. Am stärksten sind davon diejenigen Länder betroffen, die am wenigsten vorbereitet oder durch bestehende Ernährungsunsicherheiten oder sonstige Krisen am Fragilsten sind (Weltklimarat)- Regionen also, die mit den Ursachen für die Erderwärmung am wenigsten zu tun haben.





Man muss nicht bibelfest sein, um bei unserer Art zu leben und mit unserem Planeten umzugehen an die Sintflut zu denken, die Gott den Menschen schickte, weil sie ihm zu gewalttätig war. So manche Sintflut ist ja auch tatsächlich eingetreten.

Karl Marx bezeichnete den Ausspruch „Aprés moi le déluge“ 1867 in „das Kapital“ als den „Inbegriff jedes Kapitalisten bzw. jeder Kapitalistennation“.

Vor 150 Jahren machte er damit auf etwas aufmerksam, was heute aktueller ist denn je.

Ein aktueller Oxfam- Bericht wurde für die am 30.11.23 in Dubai stattfindende Weltklimakonferenz erstellt. Sie ergab, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung so viel klimaschädliche Treibhausgase produziert wie die ärmeren 2/3. In Deutschland verursacht das reichste Prozent der Bevölkerung 15x soviel CO2 wie die ärmere Hälfte.

Ob wir klimafreundlich bzw. klimabewusst leben, hängt also deutlich mehr von unseren finanziellen Möglichkeiten, als von unserem ökologischen Gewissen und Bewusstsein ab.

Wer kann, der macht! Unsere Generation nimmt sich, was sie kriegen kann. Immerhin haben wir immer hart gearbeitet…

Wir leben mit Vollgas:

- Trotz steigender Ticketpreise und hoher Inflation stieg die Anzahl der Flüge in Deutschland nach Corona in Windeseile auf Vor- Corona- Niveau. Lufthansa hatte im dritten Quartal dieses Jahres das umsatzstärkste Quartal in der Unternehmensgeschichte.


- Der Fleischkonsum hat in den letzten 10 Jahren von 61 kg pro Jahr auf 52 kg pro Jahr abgenommen. Das ist ein Fortschritt. Seit 2015 stieg die Anzahl der Vegetarier von 5,36 auf 8,12 Millionen. Der Rest der Bevölkerung isst demnach im Durchschnitt noch immer mehr als 1kg Fleisch pro Woche. Gerade Rindfleisch hat ein sehr hohes CO2- Äquivalent pro kg.


- Wir wehren uns mit Händen und Füßen gegen ein Tempolimit auf Autobahnen. Deutschland ist weiterhin das Land der Viel- und Schnellfahrer. Dabei reduzierte das Absenken der Geschwindigkeit deutlich die CO2- Emission. Ein Absenken von 130 auf 100 km/h spart bei einem Benziner rund 20% Co2 und 40% Stickoxide. Die Bahn ist dennoch für die, die es sich leisten können, keine Alternative zu Flugzeug oder SUV. In den Sternen steht allerdings auch, wie lange der Ausbau unseres Bahnnetzes zu einem gut funktionierenden Transportsystem dauern wird.

Die Umweltbilanz von E- Autos ist ebenfalls nicht immer günstig und hängt sehr von er Art der Stromerzeugung ab. Die Entsorgung der Batterien ist ein weiteres Problem.


Unsere Kinder und Enkelkinder haben ein Recht darauf, dass wir sie mitdenken.

Geld ist nicht das, was sie von uns erben müssen, eine lebbare Umwelt wäre es schon. Was es für sie bedeutet, wenn wir auf diese Art weiter Gas geben, können wir uns nur schwer vorstellen.

Wir sind eine Generation von Selbstverwirklicher:innen, die sich nicht reinreden lassen.

Die Sorgen und Ängste der jüngeren Generation bezogen auf den Zustand unseres Planeten nehmen wir bei Weitem nicht ernst genug. Ihrem Engagement für Umwelt und Klima begegnen wir oft mit nicht viel mehr als einem Schmunzeln.

Dabei kann jede und jeder einzelne etwas tun!


Wir können alle viel weniger Fliegen.

Wir können alle weniger Fleisch und Fisch essen.

Wir können alle das Auto öfter stehen lassen und Fahrrad oder Bahn benutzen.

Wir können alle freiwillig langsamer fahren.

Wir können alle weniger online shoppen.

Wir können alle regionaler und saisonaler einkaufen, wenn es die Finanzen zulassen Bio- Lebensmittel.

Wir können alle die Heizung etwas runterdrehen, auf niedrigerer Temperatur Wäsche waschen, zu einem Ökostromanbieter wechseln.

Wir können alle mehr Second- Hand kaufen und reparieren lassen statt neu zu kaufen.


Wenn uns unsere Kinder und Enkel fragen, haben wir dann Antworten. Wie die Lage sein wird wissen wir nicht, aber wir haben sie mitgedacht, Verantwortung übernommen, nicht länger gelebt, als gäbe es kein Morgen.

Eine Definition von Erwachsen- Sein ist, dass man vom Kreisen um das eigene Sein und Werden ein Stück zurücktritt und sein Denken und seine Energie der nächsten Generation zuwendet. Es wird Zeit, dass wir uns erwachsen verhalten.

 
 
 

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